AKW Grohnde

Name: KWG – Kernkraftwerk Grohnde

Art der Anlage: Atomkraftwerk

Status der Anlage: Nachbetriebsphase

Bundesland: Niedersachsen

Betreiber: PreussenElektra GmbH

Anlage

   

Name der Anlage:

KWG – Kernkraftwerk Grohnde

 

Bundesland:

Niedersachsen

 

Betreiber:

PreussenElektra GmbH. Am 01.07.2016 wurden die deutschen Atomenergieaktivitäten der E.ON in die neue Gesellschaft (mit altem Namen) PreussenElektra GmbH ausgegliedert. [1]

 

Gesellschafter:

PreussenElektra GmbH (83,3%), Stadtwerke Bielefeld (16,7%)

 

Beschäftigte:

ca. 310, zusätzlich zahlreiche Mitarbeiter von Partnerfirmen [2]

 

Reaktortyp:

Druckwasserreaktor, Vor-Konvoi-Anlage

 

Leistung, elektrisch:

1.430 MW brutto, 1.360 MW netto

 

Baubeginn:

01.06.1976

 

Netzsynchronisation:

05.09.1984

 

Inbetriebnahme:

Kommerzieller Leistungsbetrieb ab 01.02.1985

 

Entsorgungs-vorsorgenachweis

„Bezüglich der Endlagerung radioaktiver Abfälle … kann man im Grundsatz auf die im Salzbergwerk Asse II erprobte Einlagerungstechnologie aufbauen. Die schwach- und mittelradioaktiven Abfälle sollen, gegebenenfalls nach einer Zwischenlagerung, in ein dafür vorgesehenes Endlager gebracht werden. Für diese und für die hochradioaktiven Abfälle sind ein solcher Einschluss und eine Einlagerung in einem unterirdischen, seit ca. 100 Mio. Jahren geologisch stabilen Salzstock vorgesehen.“ [3]

 

Genehmigungs- und Aufsichtsbehörde:

Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz Niedersachsen (NMU)

 

Besondere Gefahren:

Einbau eines nicht zugelassenen Reaktordruckbehälters (RDB): Der bereits fertig gestellte RDB aus dem Baustahl WStE51, der eine Festigkeit von 510 Newton pro mm² aufweist, wurde im Atomkraftwerk eingebaut, obwohl die Reaktorsicherheitskommission erhebliche Bedenken hatte und der TÜV bereits beschlossen hatte, Werkstoffe mit einer Festigkeit von mehr als 360 Newton pro mm² nicht mehr zuzulassen, da dieser zu spontanen Rissbildungen neigt. [4]

Schutz gegen Hochwasser und Erdbeben mangelhaft: Die im Nachgang zu den Unfällen in Fukushima durchgeführten Sicherheitsüberprüfungen der RSK und der europäische Stresstest zeigen, dass das AKW Grohnde nicht ausreichend gegen Erdbeben und Hochwasser geschützt ist. Zusätzlich wurde deutlich, dass die Durchführbarkeit und die Funktionsfähigkeit der Notfallschutzmaßnahmen nicht gewährleistet sind. Hohe radioaktive Freisetzungen sind daher möglich. [5]

Mangelhafte Sicherung: 2013 ist es mehrfach AktivistInnen gelungen, das unbewachte Betriebsgelände durch das geöffnete Haupttor zu betreten und sich frei zu bewegen, bevor eine Person des Wachdienstes erschien. [6]

Alterungsprobleme: Durch den Alterungsprozess kommt es in Grohnde immer häufiger zu Störungen und Defekten in der Anlage, die oft nicht sofort sondern erst im Rahmen von Revisionsarbeiten entdeckt werden. 2014 war es ein Defekt an einem Generator sowie Schäden an den Niederhaltefedern der Drosselkörper, 2016 Undichtigkeiten an Verschraubungen im Volumenregelsystem und eine von vier Nachkühlpumpen, die sich nicht einschalten ließ. [7]

 

Meldepflichtige Ereignisse:

280 (Stand 31.07.2022) [8]

 

Stilllegung

   

Laufzeitverlängerung: [9]

15.01.2019: Übertragung von 2.402,86 GWh vom AKW Unterweser, 246,81 GWh vom AKW Grafenrheinfeld und 2.024 GWh vom AKW Isar 1

Übertragungen von 10.000 GWh vom AKW Krümmel auf das AKW Grohnde:

  • 11.07.2019 10.000 GWh
  • 07.10.2020 3.000 GWh
  • 06.01.2021 5.000 GWh
  • 15.07.2021 4.604 GWh
 

Abschaltung, endültig:

31.12.2021 (per Atomgesetz)

 

Stilllegungsantrag:

26.10.2017: PreussenElektra stellt einen Antrag auf Stilllegung und vollständigen Rückbau (1. SAG). [10]

30.11.2017: PreussenElektra stellt einen Antrag auf Betrieb eines Zwischenlagers für schwach- und mittelradioaktive Abfälle (Transportbereitstellungshalle TBH-KWG) nach § 12 StrlSchV. [11]

06.05. - 05.07.2021: Öffentliche Auslegung der Unterlagen zur Stilllegung des AKW Grohnde und zum Bau und Betrieb der Transportbereitstellungshalle Grohnde (TBH-KWG) [12]

01.10. – 31.12.2021: Aufgrund massiver Einschränkungen durch die Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie hat das NMU den Erörterungstermin als reine Online-Veranstaltung durchgeführt. Damit wurden die Rechte der Einwenderinnen und Einwender und ihre Möglichkeiten zum Austausch mit ihren Rechts- und Fachbeiständen unnötig beschnitten.

 

Rückstellungen Rückbau:

Die Rückstellungen für Stilllegung, Rückbau und Verpackung der radioaktiven Abfälle betrugen zum 31.12.2020 1,484 Mrd. €:

  • Nach- und Restbetrieb: 608 Mio. €
  • Abbau: 303 Mio. €
  • Reststoffbearbeitung und Verpackung radioaktiver Abfälle: 573 Mio. €  [13]

Beitrag zum Entsorgungsfonds:

Einzahlung netto 1,483 Mrd. € [14]

Abfälle

   

Brennelemente:

Uran-Brennelemente, Hochabbrand-Uran-Brennelemente, MOX-Brennelemente (max. 64 – 33%) im Reaktorkern, 16 MOX-Brennelemente pro Nachladung) [15]

Insgesamt bis zum 31.12.2021 ca. 1.056 t SM [16]

 
  • Abklingbecken:

Kapazität für 768 Positionen, Belegung am 31.12.2019: 498 Brennelemente [17]

 
  • Externes Lager:

Die Brennelemente werden nach einer mehrjährigen Abklingzeit in CASTOR®-Behälter verpackt und in das Standort-Zwischenlager verbracht.

 

Betriebsabfälle: [18]

Genehmigung im Rahmen der Dauerbetriebsgenehmigung vom 13.12.1985 nach §7 AtG für 280 m³

Genehmigung vom 09.02.1990 (Bescheid 1): Umgang mit querkontaminierten und vermischten radioaktiven Abfällen

Genehmigung vom 15.06.1990 (Bescheid 2): Errichtung und Betrieb eines Konditionierungsanlagenanbaus an die Hilfsanlagengebäude

  • Fasslager für Filtereinsätze
  • Fasslager
  • Lager
  • Lager für Gussfässer
  • LKW-Schleusen für den Abtransport
  • Raum für inaktive Abfälle
 
  • Inventar (31.12.2019): [19]

Rohabfälle und vorbehandelte Abfälle

  • Feste Abfälle, anorganisch: 8,2 t
  • Feste Abfälle, organisch: 40,8 t
  • Mischabfälle: 15,5 t

Konditionierte Abfälle

  • 200-l-Fässer: 346 (93 m³)
  • 400-l-Fässer: 5 (3 m³)

Abfälle in Endlagergebinden

  • Gussbehälter Typ II: 10 (13 m³)
 
  • Luftführung und Klimatisierung:

Es besteht eine gerichtete Luftführung im Lagerungsbereich, Mess- und Filtereinrichtungen für die Entlüftung und eine Klimatisierung zur Verhinderung der Taupunktunterschreitung [19]

  • Inspektionen:
  • Visuelle Inspektionen im Einzelfall als Sichtprüfung ggf. unter Zuhilfenahme von Kameratechnik in Abhängigkeit von der Verweildauer
  • Inspektionen an mit Kugelharzen befüllten Fässern alle 5 Jahre
  • Sichtkontrolle der mit pressbaren und brennbaren Mischabfällen befüllten 200-l-Fässer beim Abtransport

Bei einer Inspektion am 29.05.2002 wurden vereinzelt kleinere Korrosionsspuren gefunden, aus denen die Aufsichtsbehörde keinen Handlungsbedarf ableitete. Nachfolgende Inspektionen blieben ohne Beanstandungen. [19]

 
  • Verweildauer:

Tägliche Ein- und kontinuierliche Auslagerungen. Verweildauer bis zur Transportbereitstellung / Konditionierung in der Regel 1 Jahr, kann in Einzelfällen aber stark abweichen.

Ältestes gelagertes Gebinde aus 1986. [19]

 
  • Externes Lager:

Das AKW Grohnde besitzt kein externes Zwischenlager für schwach- und mittelradioaktive Abfälle. 

Im Zuge des Stilllegungsantrags hat PreussenElektra den Bau einer Transportbereitstellungshalle für schwach- und mittelradioaktive Abfälle beantragt. [20]

 

Verbringung von Abfällen:

  1. Wiederaufarbeitung: 288 t SM wurden nach Sellafield (GB) und La Hague (F) verbracht. [16]
  2. Morsleben: 63 m³ [3]
  3. Fasslager Gorleben (Stand 06.09.2021): [21]
  • MOSAIK Gussbehälter Typ II: 109
  • Container Typ III: 15
  • Container Typ V: 12
  1. Abfall-Zwischenlager Ahaus (Stand 06.09.2021): [21]
  • Container Typ V: 17
 

Transporte

   

zur Anlage:

Extern konditionierte schwach- und mittelradioaktive Abfälle

 

von der Anlage:

Radioaktive Rohabfälle, konditionierte radioaktive Abfälle, Strahlenquellen

 

Gleisanschluss:

Vorhanden

 

Adressen

   

Betreiber:

Gemeinschaftskernkraftwerk Grohnde
Postfach 1230, 31857 Emmerthal
Tel.: 05155 67-2377, Fax: 05155 67-2379

PreussenElektra GmbH
Tresckowstraße 5, 30457 Hannover
Tel.: 0511 439-03, Fax: 0511 439-2375
www.preussenelektra.de

Stadtwerke Bielfeld
Schildescher Straße 16, 33611 Bielefeld
Postfach 10 26 92, 33526 Bielefeld
Tel.: 0521 51-90, Fax: 0521 51-43 37
www.stadtwerke-bielefeld.de

 

Behörden:

Niedersächsisches Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz (NMU)
Archivstraße 2; 30169 Hannover
Tel.: 0511 120-0
poststelle(at)mu.niedersachsen.de, www.umwelt.niedersachsen.de

Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN)
Am Sportplatz 23, 26506 Norden
Tel.: 04931 947-0
pressestelle(at)nlwkn-dir.niedersachsen.de, www.nlwkn.niedersachsen.de

 

KritikerInnen:

Regionalkonferenz AKW-Grohnde abschalten
info(at)grohnde-kampagne.de
www.grohnde-kampagne.de und www.antiatom-weserbergland.de

Rechtshilfefonds Atomerbe Grohnde e.V.
c/o Karsten Schmeißner
Tel.: 05231 38338
rechtshilfefonds(at)grohnde-kampagne.de www.rechtshilfe-atomerbe-grohnde.de

Anti-Atom-Plenum Weserbergland
info(at)anti-atom.org, www.anti-atom.org

Aktionsbündnis „Bielefeld steigt aus!“
c/o Naturfreundejugend
August-Bebel-Str. 16-18, 33602 Bielefeld
bi-steigt-aus(at)gmx.de, www.bielefeld-steigt-aus.de

Klimaforum Detmold
c/o Ulf Allhoff-Cramer
Tel.: 05231 301550
klimaforum-detmold(at)gmx.de, www.klimaforum.wordpress.com

 

Quellen

[1] preussenelektra.de: Historie

[2] preussenelektra.de: Kernkraftwerk Grohnde

[3] Deutscher Bundestag: Antwort auf die schriftliche Anfrage der Abgeordneten Kotting-Uhl, Drucksache 16/12182, 06.03.2012, S. 60 ff.

[4] Tobias Darge: „Alte Meiler bleiben am Netz – die Gefahren des AKW Grohnde“, September 2011

[5] Oda Becker: „Die Schwachstellen des AKW Grohnde – Aktueller Handlungsbedarf für die Aufsichtsbehörde“, Hannover 14.01.2013

[6] anti-atom-initiative-goettingen.de: Sicherheitslücke im AKW Grohnde

[7] grohnde-kampagne.de: Meldepflichtige Ereignisse

[8] base.bund.de: Kernkraftwerke in Deutschland: Meldepflichtige Ereignisse seit Inbetriebnahme

[9] Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung: Statusbericht zur Kernenergienutzung in der Bundesrepublik Deutschland 2021

[10] PreussenElektra: "Kernkraftwerk Grohnde (KWG): "Antrag nach §7 (3) AtG zur Stilllegung und zum Abbau der Anlage in der ersten Abbauphase (1. SAG)", 26.10.2017

[11] PreussenElektra: "Kernkraftwerk Grohnde (KWG), Transportbereitstellungshalle (TBH-KWG) - Antrag auf Genehmigung nach §7 Strahlenschutzverordnung (StrlSchV) zum Umgang mit radioaktiven Stoffen in einer neu zu errichtenden Transportbereitstellungshalle für radioaktive Abfälle und Reststoffe", 08.12.2017

[12] umwelt.niedersachsen.de: Stilllegung und Abbau des Kernkraftwerk Grohnde (KWG) und Errichtung und Betrieb einer Transportbereitstellungshalle (TBH-KWG) - Auslegung von Antrag und Unterlagen, abgerufen am 03.06.2021

[13] Deutscher Bundestag: Unterrichtung durch die Bundesregierung: Bericht nach § 7 des Transparenzgesetzes - Rückbau von Kernkraftwerken. Drucksache 20/42, 04.11.2021

[14] Fonds zur Finanzierung der kerntechnischen Entsorgung: Geschäftsbericht zu 31.12.2017

[15] ESK-Stellungnahme: Anforderungen an bestrahlte Brennelemente aus entsorgungstechnischer Sicht, 27.05.2011

[16] Wolfgang Neumann: Bestandsaufnahme Atommüll 2013 in: BI Lüchow-Dannenberg „Zur Sache Nr. 2“, August 2013, S. 24

[17] Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit: „Verzeichnis radioaktiver Abfälle – Bestand zum 31. Dezember 2017 und Prognose“

[18] Deutscher Bundestag: Antwort auf die Kleine Anfrage (Grüne): „Atommüll – Fragen zur Lagerung von schwach- und mittelradioaktiven Abfällen und diesbezüglichen Korrosionsproblemen (verrostete Atommüllfässer)“ Drucksache 17/9592, 09.05.2012

[19] Niedersächsisches Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz:“Fragen zur Umsetzung der ESK-Leitlinien für die Zwischenlagerung von radioaktiven Abfällen mit vernachlässigbarer Wärmeentwicklung – Anlage: Übersicht der Lagerstandorte für radioaktive Abfälle in Niedersachsen (Stand 30.01.2015)“

[20] PreussenElektra: Kernkrafterk Grohnde (KWG) Transportbereitstellungshalle (TBH-KWG) - Antrag auf Genehmigung nach § 7 Strahelnschutzverordnung (StrlSchV) zum Umgang mit radioaktiven Stoffen in einer neu zu errichtenden Transportbereitstellungshalle für radioaktive Abfälle und Reststoffe (KWG-GEN-2017-2), 30.11.2017

[21] Deutscher Bundestag: Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Hubertus Zdebel, Victor Perli, Lorenz Gösta Beutin, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Kosten und Verteilung schwach- und mittelradioaktiver Abfälle in den Zwischenlager der Bundesgesellschaft für Zwischenlagerung mbH, Drucksache 19/32620, 29.09.2021