AKW Gundremmingen A

Name: KRB-A – Kernkraftwerk Gundremmingen A

Art der Anlage: Atomkraftwerk,

Status der Anlage: im Rückbau

Bundesland: Bayern

Betreiber: Kernkraftwerk Gundremmingen GmbH

Foto: Michael Meding

Anlage

 

Name der Anlage:

KRB-A – Kernkraftwerk Gundremmingen A

Bundesland:

Bayern

Betreiber:

Kernkraftwerk Gundremmingen GmbH (KGG)

Gesellschafter:

RWE Power AG (75%), PreussenElektra GmbH (25%)

Reaktortyp:

Siedewasserreaktor der ersten Generation

Leistung, elektrisch:

250 MW brutto, 237 MW netto

Baubeginn:

12.12.1962

Netzsynchronisation:

01.12.1966

Leistungsbetrieb:

Kommerzieller Leistungsbetrieb ab 12.04.1967

Genehmigungs- und Aufsichtsbehörde:

Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz (StMUV)

Besondere Gefahren:

Der TÜV München äußerte bereits in der Bauphase Zweifel am Funktionieren des Notkühlsystems. Beim Bruch einer Speisewasserleitung und dem teilweise Versagen der Notkühlung würde binnen einer Stunde das gesamte Radioaktivitätspotential in die Atomsphäre freigegeben.

Der Sicherheitsbericht ließ laut RSK befriedigende Sicherheitsvorkehrungen, Nachweise und Berechnungen vermissen. Es sei sogar auf Sicherheitsvorkehrungen verzichtet worden, die bei ähnlichen Reaktoren in den USA vorgesehen seien. [1]

Meldepflichtige Ereignisse:

26 (Stand 31.10.2021) [2]

Stilllegung

 

Außerbetriebnahme:

13.01.1977 (nach einem Totalschaden durch Kurzschluss) [3]

Nach dem Bruch einer Hochspannungsleitung wurden die Steuerstäbe eingefahren und das Reaktorgebäude mit Kühlwasser vollgepumpt. Doch die Pumpen schalteten nicht wie geplant ab, der Druck im Reaktor stieg, Sicherheitsventile öffneten sich und radioaktiver Dampf trat aus. Dieser Dampf kondensierte und das Wasser überflutete das Reaktorgebäude. Die Kraftwerksleitung verheimlichte den Vorfall zuerst und erklärte öffentlich, dass alle Sicherheitsmaßnahmen funktioniert hätten. [4]

Genehmigung:

Rückbaugenehmigung vom 26.05.1983

Rückbau:

2005 wurde nach über 20 Jahren Rückbau als letztes großes Bauteil die Bodenpfanne des Reaktordruckgefäßes entfernt; die Betonhülle steht aber noch. [5]

Kosten:

Geschätzt 2,2 Mrd. € [5]

1979 wurde von der EU-Kommission ein gemeinsames Forschungsprogramm zur Stilllegung kerntechnischer Anlagen begonnen, das - in Fünfjahresabschnitte eingeteilt - Projekte mit einem weiten Spektrum aus technischen und Grundlagenbereichen anteilig finanzierte. Eines der vier Stilllegungspilotprojekte, bei denen eine Reihe von Technikerprobungen im großtechnischen Maßstab finanziell gefördert wird, ist Gundremmingen A, alle weiteren liegen in anderen EU-Staaten.

Beitrag zum Entsorgungsfonds: 248 Mio. Euro Einzahlung zum 03. Juli 2017
abzüglich im Dezember 2017 ausgezahlte Rückforderung für Entsorgungskosten im ersten Halbjahr 2017: 0,93 Mio. Euro [6]

Abfälle

 

Abrissabfälle:

Ca. 10.000 t

Ca. 14% radioaktive Abfälle

Ca. 86% zur Freimessung bzw. Wiederverwertung [7]

Lagerung:

Errichtung des Technologiezentrum Gundremmingen im Bereich des Blocks A zur Dekontamination und Abfallbehandlung für die Blöcke A, B und C sowie anderer Anlagen von PreussenElektra und RWE sowie zur Lagerung von radioaktiven Abfällen.

Verbringung der Abfälle:

  1. Wiederaufarbeitung: Im Block A fielen bis zum Jahr 1980 insgesamt 120 Tonnen abgebrannter Kernbrennstoff (1.028 Brennelemente) an. [8] Davon wurden verbracht:
  • 68 t SM nach La Hague (F)
  • 19 t SM nach Sellafield (GB)
  • 14 t SM nach Mol (Belgien)
  • 11 t SM in die WAK Karlsruhe [9]
  1. CLAB Schweden: 64 Brennelemente (7,7 t SM) wurden zum CLAB, dem schwedischen Atommülllager für abgebrannte Brennelemente bei Oskarshamn, verbracht. Im Gegenzug soll die BRD später schwedischen Atommüll, der in der französischen Wiederaufarbeitungsanlage anfällt, abnehmen. [8]
  1. ASSE II: 3.456 Gebinde direkt [10], sowie 4.334 Gebinde aus der Wiederaufarbeitung von Brennelementen des KRB-A in der WAK Karlsruhe. [11]
    Presseberichte, dass darunter auch die Asche von menschlichen Leichenteilen gewesen sei, wurden vom Helmholtzzentrum dementiert. Zwei Betriebsschlosser waren 1975 beim Austreten radioaktiven Dampfes in Gundremmingen tödlich verunglückt. Die beiden Männer wurden in verlöteten Zinksärgen auf einem bayerischen Friedhof bestattet. Bei der Obduktion waren allerdings Organteile entnommen worden, die beim damaligen ASSE-II-Betreiber Gesellschaft für Strahlenforschung (GSF) näher untersucht wurden. Diese seien erst in den 1990er Jahren mit anderen klinischen Proben entsorgt und damit nicht in der ASSE II eingelagert worden. [10]
  1. Morsleben: 159 m³ [12]
  2. Mitterteich: 1.422 m³ (Stand 31.12.2012), darunter kontaminierte Bauteile aus dem Rückbau von Gundremmingen A [8]

Transporte

 

zur Anlage:

Rohabfälle von anderen Anlagen zur Bearbeitung im Technologiezentrum

von der Anlage:

Konditionierte Abfälle

Gleisanschluss:

Vorhanden

Adressen

 

Betreiber:

Kernkraftwerk Gundremmingen GmbH
Dr.-August-Weckesser-Str. 1, 89355 Gundremmingen
Tel.: 08224 78-1, Fax: 08224 78-2900
kontakt(at)kkw-gundremmingen.de, www.kkw-gundremmingen.de

PreussenElektra GmbH
Treschowstraße, 30457 Hannover
Tel.: 0511 439-03
info(at)preussenelektra.de, www.preussenelektra.de

RWE Power AG
Huyssenallee 2, 45128 Essen
Tel.: 0201 12-01, Fax: 0201 12-24313
www.rwe.com

Behörden:

Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz (StMUV)
Rosenavalierplatz 2, 81925 München
Postanschrift: Postfach 810140, 81901 München
Tel.: 089 9124-00, Fax: 089 9124-2266
poststelle(at)stmuv.byern.de, www.stmuv.bayern.de

Kritiker*innen:

Mahnwache Gundremmingen
Kontakt: Thomas u. Carola Wolf
Hauptstraße 204, 89343 Jettingen-Scheppach
Tel.: 08225 1282
info(at)mahnwache-gundremmingen.de, www.mahnwache-gundremmingen.de

Verein FORUM Gemeinsam gegen das Zwischenlager und für eine verantwortbare Energiepolitik e.V.
Kontakt: Uli Brenner, Dorfstr. 22, 89438 Holzheim
buero(at)atommuell-lager.de, www.atommuell-lager.de

 Quellen

[1] Joachim Radkau: Aufstieg und Krise der deutschen Atomwirtschaft 1945-1975. Rowolth Taschenbuch Verlag, Reinbeck bei Hamburg. August 1983, S. 370 und 406

[2] base.bund.de: Kernkraftwerke in Deutschland: Meldepflichtige Ereignisse seit Inbetriebnahme

[3] „Wie ein Atomkraftwerk verschwindet“ Augsburger Allgemeine vom 05.06.2014

[4] Historischer Störfall im Atomkraftwerk Gundremmingen, br 24, 13.01.2017

[5] de.atomkraftwerkeplag.wikia.com: Gundremmingen A

[6] Fonds zur Finanzierung der kerntechnischen Entsorgung (KENFO): Geschätfbericht 2017

[7] kkw-gundremmingen.de: Block A vom Leistungsreaktor über die Stilllegungsphase zum Technologiezentrum, abgerufen 03.02.2016

[8] Bayerischer Landtag, Antwort auf die schriftliche Anfrage des Abgeordneten Ludwig Wörner (SPD): „Anfall und Verbleib radioaktiver Abfälle von kerntechnischen Anlagen in Bayern“ Drucksache 16/16718 vom 19.06.2013

[9] Deutscher Bundestag: Antwort auf die Große Anfrage der Abgeordneten Dagmar Enkelmann und der Gruppe der PDS/Linke Liste: „Entsorgungssituation der bundesdeutschen Atomanlagen“ Drucksache 12/5900 vom 14.10.1993

[10] Helmholtz Zentrum München, PG Jülich: AG Asse Inventar - Abschlussbericht, 31.08.2010

[11] Greenpeace: Tabelle Asse-Inventar

[12] Deutscher Bundestag: Antwort auf die schriftliche Anfrage der Abgeordneten Kotting-Uhl, Drucksache 16/12182 vom 06.03.2009, S. 60 ff.