AKW Niederaichbach

Name: KKN – Kernkraftwerk Niederaichbach

Art der Anlage: Atomkraftwerk

Status der Anlage: zurückgebaut

Bundesland: Bayern

Betreiber: Kernkraftwerk Niederaichbach GmbH

Foto: Bundesarchiv, B 145 Bild-F078667-0007 / Storz / CC-BY-SA

Anlage

 

Name der Anlage:

KKN – Kernkraftwerk Niederaichbach (bei Ohu)

Bundesland:

Bayern

Betreiber:

Kernkraftwerk Niederaichbach GmbH

Gesellschafter:

Kernforschungszentrum Karlsruhe (KfK), heute KIT – Karlsruher Institut für Technologie

Genehmigungs- und Aufsichtsbehörde:

Ministerium für Wirtschaft (WM), später Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit (StMUG)

Reaktortyp:

Schwerwassermoderierter Druckröhrenreaktor mit CO2-Gaskühlung, Einsatz von Natururan.

Leistung, elektrisch:

106 MW brutto, 100 MW netto

Baubeginn:

01.06.1966

Netzsynchronisation:

01.01.1973

Inbetriebnahme:

Kommerzieller Leistungsbetrieb ab 01.01.1973

Stilllegung

 

Außerbetriebnahme:

21.07.1974 aufgrund erheblicher technischer Probleme (Betriebsdauer gesamt nur 18 Volllast-Tage). Bereits bei der Inbetriebnahme war klar, dass sich der Druckwasserreaktor als wirtschaftlichere Baulinie durchgesetzt hatte. [1]

Genehmigungsverfahren:

21.10.1975: Genehmigung zur Überführung der Anlage in den „sicheren“ Einschluss

20.10.1981: Genehmigung zum „sicheren“ Einschluss

06.06.1986: Genehmigung zum Rückbau des AKW [1]

Klage:

08.08.1988: Das Verwaltungsgericht Regesburg wies eine Klage eines Anwohners gegen den Rückbau des AKW Niederaichbach ab. Dieser hattedie Genehmigung  wegen der zusätzlichen Belastung nach der Katastrophe von Tschernobyl und neueren Erkenntnissen zur schädlichen Wirkung von Niedrigstrahlung beklagt. [2]

Der Stadt Landshut wurde jegliche Klagebefugnis abgesprochen. [3]

„Sicherer“ Einschluss:

1981 - 1987

Rückbau:

Ab 1987

Dezember 1988: Wegen zu hoher Tritiumwerte musste der Rückbau gestoppt werden. Als Ausweg wurden von der KfK nicht die Reste des Schweren Wassers aus den bis dato unzugänglichen Teilen des Moderatorensystems beseitigt, sondern höhere Abgabewerte beantragt. [4]

17.08.1995: Aus dem Geltungsbereich des Atomgesetzes entlassen.

Die Bodenplatten von Reaktor- und Gruftgebäude sind im Boden verblieben, da zur vollständigen Beseitigung eine Absenkung des Grundwassers erforderlich gewesen wäre. Die übrigen Bodenplatten und unterirdischen Rohrleitungen wurden entfernt. [1]

Kosten:

Rückbau ca. 280 Mio. DM. Davon wurden vom Bund ca. 264 Mio. DM getragen, ca.16 Mio. DM von der Siemens AG.

(Zum Vergleich: Baukosten ca. 230 Mio. DM, davon übernahme der Bund ca. 120 Mio. DM, der Freistaat Bayern ca. 10 Mio DM und die Siemens AG ca. 100 Mio. DM) [6]

Abfälle

 

Mengen:

  • Ca. 75.000 t freigemessener Bauschutt
  • 11.000 t nicht kontaminiertes Wasser
  • 2.259 t geringfügig kontaminierte, wiederverwertbare Stoffe (v.a. Stahl)
  • 1.693 t radioaktive Abfälle
  • 1.540 t kontaminiertes Abwasser [6]

Verbringung der Abfälle:

  1. Wiederaufarbeitung: 46,3 t SM wurden nach Cadarache (F) verbracht und verbleiben dort. [6]
  2. Morsleben: Mindestens 142 Gebinde [5]
  3. AKW Ohu 1: Das kontaminierte Abwasser wurde in Ohu 1 „dekontaminiert und entsorgt“ [5]
  4. Schmelzanlage: 1.484 t Stahlschrott wurden bei einem Fachunternehmen eingeschmolzen, die radioaktiven Abfälle für die Endlagerung konditioniert und die „gereinigten“ Reststoffe an das KfK abgegeben. [5]
  5. KfK Karlsruhe: [5]
  • „Gereinigtes“ Material aus der Schmelzanlage wurde als Abschirmmaterial für ein Höhenstrahlungsexperiment im KfK verwendet
  • Konditionierung aller anderen radioaktiven Abfälle aus dem AKW Niederaichbach
  1. Zwischenlager Nord: Druckbehälter, Kühlmaschinen und Notstromdiesel wurden im Februar 2011 aus Karlsruhe (damals FZ Karlsruhe) ins Zwischenlager Nord nach Lubmin verbracht. [7]
  2. Freigabe: Freigegebener Bauschutt wurde zu 2/3 zum Verfüllen der Baugrube und zu 1/3 zum Schottern von Waldwegen in der Umgebung genutzt. [5]

Quellen

[1] Bundesamt für Strahlenschutz: "Statusbericht zur Kernenergienutzung in der Bundesrepublik Deutschland 2012", Juli 2013

[2] Kernkraftwerk Niederaichbach darf abgerissen werden. Tagesspiegel, 09.08.1988

[3] Das Ding zerkleinern wir. Frankfurter Rundschau 22.10.1988

[4] Zuviel Tritium: AKW Abriß gestoppt. die tageszeitung, 21.12.1988

[5] Deutscher Bundestag, Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Horst Kubatschka, Michael Müller (Düsseldorf), Klaus Barthel, u.a. (SPD): "Erfahrungen aus dem Abriss des KKW Niederaichbach (KKN) für die Entsorgung stillgelegter Kernkraftwerke", Drucksache 13/721, 09.03.1995

[6] Deutscher Bundestag: Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Sylvia Kotting-Uhl, Cornelia Behmer, Harald Ebner, weiterer Abgeordneter und der Fraktion Bündnis 90 / Die Grünen: „Stand der Wiederaufarbeitung deutscher Brennelemente im Ausland und des deutschen Plutonium-Inventars“ Drucksache 17/8527, 31.01.2012

[7] Wie schaltet man ein AKW ab? 06.06.2011, BR5, 06.06.2011