AKW Philippsburg 2

Name: KKP 2 – Kernkraftwerk Philippsburg 2

Art der Anlage: Atomkraftwerk

Status der Anlage: im Rückbau

Bundesland: Baden-Württemberg

Betreiber: EnBW Kernkraft GmbH (EnKK)

Foto: Michael Kauffmann, Karlsruhe

Anlage

 

Name der Anlage:

KKP 2 – Kernkraftwerk Philippsburg 2

Bundesland:

Baden-Württemberg

Betreiber:

EnBW Kernkraft GmbH (EnKK)

Gesellschafter:

EnBW AG

MitarbeiterInnen:

In beiden Blöcken zusammen ca. 800 [1]

Reaktortyp:

Druckwasserreaktor, Vor-Konvoi-Anlage

Leistung, elektrisch:

1.468 MW brutto, 1.402 MW netto

Baubeginn:

07.07.1977

Netzsynchronisation:

17.12.1984

Inbetriebnahme:

Kommerzieller Leistungsbetrieb ab 18.04.1985

Genehmigungs- und Aufsichtsbehörde:

Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg (UM)

Informelle
Beteiligungs-
maßnahmen:

Am 25.7.2012 konstituierte der baden-württembergische Umweltminister Untersteller die Informationskommission zum AKW Philippsburg. Sie besteht aus Kommunal- und LandespolitikerInnen sowie VertreterInnen von Bürgerinitiativen, BUND, Kreisbauernverband, ver.di und der Wirtschaft. [2] Die Kommission traf sich zwei Mal pro Jahr.

Oktober 2021: Die Informationskommission wird eingestellt, stattdessen hat das Umweltministerium Baden-Württemberg ein Infoforum "Nukleare Sicherheit und Strahlenschutz" eingerichtet. Ein interaktiver Livestream ersetzt eine mit Mitgliedern besetzte Kommission. [3]

Besondere Gefahren:

Der Reaktor liegt in einem Erdbebengebiet, im Bereich des Oberrheingrabens und im natürlichen Überflutungsgebiet des Rheins.

Der Betreiber steht immer wieder in der Kritik, weil bei der Meldung von Störfällen „geschlampt“ wird. 2010 traten z.B. 280.000 Liter radioaktiv kontaminiertes Wasser aus. Die Behörden wurden erst neun Monate später durch einen Insider informiert. Allein vom 15.2. – 29.8.2011 gab es 20 meldepflichtige Ereignisse. [4]

Im April 2016 wurde bekannt, dass in mindestens 23 Fällen Prüfprotokolle gefälscht und Prüfungen dokumentiert wurden, die gar durchgeführt worden waren. [5]

20.12.2016: Bei einer Routinekontrolle wird festgestellt, dass es seit 32 Jahren Mängel im Notspeisesystem gibt und der Reaktor seit seiner Inbetriebnahme nicht ausreichend gegen externe Störfälle gesichert ist. [6]

Juli/August 2018: Während der wochenlang anhaltenden Hitze erteilt das Umweltministerium eine Ausnahmegenehmigung zur Einleitung von 30°C warmem Wasser in den Neckar. Im Normalfall darf das Kühlwasser 28°C nicht übersteigen. [7] Umweltschützer befürchteten ein Fischsterben. [8]

Meldepflichtige Ereignisse:

290 (Stand 30.11.2023) [9]

Stilllegung

 

Laufzeitverlängerung:

20.03.2018: Übertragung von 8.454,24 GWh vom AKW Philippsburg 1 [10]

Außerbetriebnahme:

31.12.2019

Strommengenübertragung vom AKW Philippsburg 2:

26.11.2021: Übertragung von 145 GWh auf das AKW Brokdorf [10]

Stilllegungsantrag:

18.08.2016: Stilllegungsantrag [11], 15.05.2017: Änderung des Stilllegungsantrags [12]

09.04.-08.06.2018: Öffentliche Auslegung der Stilllegungsunterlagen. Während dieser Zeit können Bürger*innen Einwendungen gegen die konkreten Pläne einlegen. Insbesondere die Unbestimmtheit der Unterlagen zu diesem frühen Zeitpunkt stellen ein Problem für die Bevölkerung dar, ihre Rechte tatsächlich wahrnehmen zu können. Folgende Unterlagen wurden ausgelegt: Sicherheitsbericht, Kurzbeschreibung, Zusammenfassung der Erläuterungsberichte, Umweltverträglichkeitsuntersuchung, sowie Anhänge, Natura-2000 Vorprüfungen und Fachbeiträge zur artenschutzrechtlichen Prüfung.

25..-26.09.2018: Erörterungstermin,die Einwender*innen forderten den Abbruch [13]

Genehmigungen:

17.12.2018: Genehmigung zur Errichtung eines Reststoffbearbeitungszentrums und eines Standortabfalllagers (gemeinsam mit Block 1). [14]

17.12.2019: Stilllegungs- und Abbaugenehmigung [15]

Rückbau:

2020: Beginn des Rückbaus

14.05.2020: Sprengung der Kühltürme

2024: Demontage und Zerlegung der Einbauten des Reaktordruckbehälters [16]

Dauer des Rückbaus:

EnBW geht von 10-15 Jahren ab Beginn 2020 aus. Danach schließt sich der "konventionelle Abriss" an. [16]

Kosten des Rückbaus:

Stand Mai 2023 rechnet EnBW mit insgesamt 9 Milliarden Euro für den Rückbau aller fünf Reaktorblöcke (Obrigheim, GKN I und II, Philippsburg 1 und 2). [17]

Beitrag zum Entsorgungsfonds:

1.370 Mio. Euro Einzahlung zum 03.07.2017 abzüglich im Dezember 2017 ausgezahlte Rückforderung für Entsorgungskosten im ersten Halbjahr 2017: 5,353 Mio. Euro [18]

Abfälle

 

Brennelemente:

Uran-Brennelemente, Hochabbrand-Uran-Brennelemente und MOX-Brennelemente [19]

Seit 2002 wurden plutonium-haltige MOX-BE eingesetzt. [20] Von 2004 - 2006 kamen 52 MOX Brennelemente zum Einsatz. [21] 2009 wurden MOX-BE verwendet, deren Plutonium nicht aus der Wiederaufarbeitung deutscher Brennelemente im Ausland stammte. [22]

Insgesamt sind im Rahmen der gesamten Laufzeit 1.748 Brennelemente angefallen. [23]

"Sonderbrennstäbe" inklusive defekte Brennstäbe: 211 (Stand 2018) [24]

Abklingbecken:

06.04.2023: KKP 2 ist kernbrennstofffrei, alle noch am Standort befindlichen 1.361 Brennelemente lagern im Brennelemente-Zwischenlager Philippsburg. [25]

Externes Lager:

Brennelemente-Zwischenlager Philippsburg (BZP)

Betriebsabfälle:

Gemeinsame Lagerung der Betriebsabfälle mit Philippsburg 2

Genehmigung nach §7 für ein Volumen von 3.775 m³

KKP 1 Feststofflager und Dekontaminationsgebäude (genehmigt in der 1. TEG vom 09.10.1970)

KKP 2 Lagerbehälter für kontaminierte Flüssigkeiten (genehmigt in der 4. ÄG vom 23.10.1991) [26]

Bestand zum 31.12.2022: [23]

  • Rohabfälle: 343 m³ (inklusive 8 m³ aus dem KWO)
  • behandelte Abfälle: 2.107 m³ (inklusive32 m³ aus dem KWO) 

Störfälle:

08.02.1988: Leichte Deckelwölbung an endkonditionierten 200-l-Fässern mit hochdruckverpressten Mischabfällen [26]

Rückbauabfälle - Massen:

Gesamtmassen: ca. 782.500 t, davon:

  • 568.000 t außerhalb des Kontrollbereichs, davon ist bei ca. 1.100 t eine Kontamination an inneren Oberflächen nicht auszuschließen. Diese unterliegen dem Freigabeverfahren
  • 214.500 t im Kontrollbereich

Nach allen Behandlungsschritten bleiben ca. 4.200 t radioaktive Abfälle. Alle anderen radioaktiven Abfälle werden frei- bwz. herausgegeben. [27]

Externe Lager:

Transportbereitstellungshallen Philippsburg

Abfall-Zwischenlager Philippsburg (AZP)

Inventar am gesamten Standort: (Stand 31.12.2022) [28]

Rohabfälle und vorbehandelte Abfälle

  • Feste Abfälle, anorganisch: 73,1 t
  • Feste Abfälle, organisch: 49,3 t
  • Flüssige Abfälle, anorganisch: 2,2 t
  • Flüssige Abfälle, organisch: 0,2 t
  • Mischabfälle: 22,6 t

Konditionierte Abfälle

  • 200-l-Fässer: 4.196 (1.133 m³)
  • 280-l-Fässer: 14 (5 m³)
  • 400-l-Fässer: 81 (42 m³)
  • 570-l-Fässer: 4 (3 m³)
  • Sonstiges: 7 (3 m³)

Abfälle in Endlagergebinden

  • Betonbehälter Typ I: 43 (52 m³)
  • Betonbehälter Typ II: 19 (25 m³)
  • Container Typ II: 66 (304 m³)
  • Container Typ III: 25 (218 m³)
  • Container Typ IV: 77 (550 m³)
  • Gussbehälter Typ II: 79 (103 m³)

Verbringung von Abfällen:

  1. Wiederaufarbeitung: 387 Brennelemente in La Hague (F). [23]
  2. TBL Gorleben: 1 Behälter mit 9 Brennelementen 4,7 t SM CASTOR® IIa [23]
  3. Morsleben: Philippsburg 1 und 2 zusammen 2.197 m³ [29]
  1. Fasslager Gorleben Philippsburg I und II zusammen (Stand 06.09.2021) [30]
  • MOSAIK Gussbehälter Typ II: 25
  • Betonbehälter Typ I: 4
  • Betonbehälter Typ II: 62
  • Container Typ III: 29
  • Container Typ IV: 9
  • Container Typ V: 17

Transporte:

 

zur Anlage:

keine

von der Anlage:

Radioaktive Rohabfälle, konditionierte radioaktive Abfälle, Strahlenquellen

Gleisanschluss:

Vorhanden

Adressen

 

Betreiber:

EnBW Kernkraft GmbH
Rheinschanzinsel, 76661 Philippsburg
Tel.: 07265 95-0, Fax: 07265 95-12029
poststelle-kkp(at)kk.enbw.comwww.enbw.com

Behörden:

Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg
Kernerplatz 9, 70182 Stuttgart
Postfach 103439, 70029 Stuttgart
Tel.: 0711 126-0, Fax: 0711 126-2881
poststelle(at)um.bwl.dewww.um.baden-wuerttemberg.de

Kritiker*innen:

Südwestdeutsche Anti-Atom-Initiativen
mail(at)atomausstieg-sofort.de, www.atomausstieg-sofort.de 
und www.philippsburg-abschalten.de

Arbeitskreis gegen das AKW Philippsburg, antiatom(at)t-online.de

BUND Regionalverband Mittlerer Neckar
BUND-Ökozentrum, Waldhornstraße 25, 76131 Karlsruhe
Tel. 0721 358582, Fax 0721 35858
bund.mittlerer-oberrhein@bund.net, www.bund-mittlerer-oberrhein.de

Quellen

[1] EnBW: Kernkraftwerk Philippsburg: BLock 2 endgültig abgeschaltet, Pressemitteilung 31.12.2019

[2] infokommission-kkp.de: Startseite

[3] Infoforum Nukleare Sicherheit und Strahlenschutz, abgerufen am 19.02.2022

[4] .ausgestrahlt.de: AKW Philippsburg-2, abgerufen 08.02.2024

[5] "Noch mehr fehlerhafte Sicherheitsprüfungen", stuttgarter-nachrichten.de, 18.04.2016

[6] Ministerium sorgt sich um Erdbebensicherheit, SWR aktuell, Stand 23.02.2017

[7] um.baden-wuerttemberg.de: Auswirkungen der Hitze auf die Stromversorgung, 27.07.2018

[8] "Umweltverbände fordern Drosselung von Kraftwerken", stuttgarter-zeitung.de, 07.08.2018

[9] base.bund.de: Kernkraftwerke in Deutschland: Meldepflichtige Ereignisse in Deutschland

[10] Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung: Statusbericht zur Kernenergienutzung in der Bundesrepublik Deutschland 2022. August 2023

[11] EnBW: Kernkraftwerk Philippsburg 2 (KKP 2) - Antrag auf Einteilung einer Stilllegungs- und Abbaugenehmigung (SAG) für das Kernkraftwerk Philippsburg Block 2 gemäß § 7 Abs. Atomgesetz (AtG), 18.07.2016

[12] EnBW: Kernkraftwerk Philippsburg 2 (KKP 2) - Antrag auf Einteilung einer Stilllegungs- und Abbaugenehmigung (SAG) für das Kernkraftwerk Philippsburg Block 2 gemäß § 7 Abs. Atomgesetz (AtG), 15.05.2017, Einreichung eines aktualisierten Antrages 

[13] Stadt Philippsburg: Rund 1.000 Einwendungen gegen KKP-Rückbau. 04.10.2018

[14] Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg: Bericht: Genehmigung des Umgangs mit sonstigen radioaktiven Stoffen gemäß § 7 der Strahlenschutzverordnung im Reststoffbearbeitungszentrum am Standort Philippsburg (RBZ-P)

[15] Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg: Genehmigungsbescheid für das Kernkraftwerk Philippsburg, Block 2 (KKP 2) der EnBW Kernkraft GmbH (EnKK) Stilllegungs- und Abbaugenehmigung (SAG), 17.12.2019

[16] Energiewerke Baden-Württemberg: Rückbau am Standort Philippsburg, abgerufen 11.02.2024

[17] tagesschau.de: Abschaltung unumkehrbar, 23.05.2023

[18] Fonds zur Finanzierung der kerntechnischen Entsorgung - Geschäftsbericht zum 31.12.2017

[19] ESK-Stellungnahme: Anforderungen an bestrahlte Brennelemente aus entsorgungstechnischer Sicht, 27.05.2011

[20] wikipedia.org - MOX-Brennelemente

[21] Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg: Bericht über die Entsorgung von radioaktiven Abfällen und abgebrannten Brennelementen auf Baden-Württemberg, Mai 2018

[22] Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Sylvia Kotting-Uhl, Hans-Josef Fell, Bärbel Höhn, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Schließung der Brennelemente-Fabrik in Sellafield (Drucksache 17/6948)

[23] Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg: Bericht über die Entsorgung von radioaktiven Abfällen und abgebrannten Brennelementen aus Baden-Württemberg, Stand September 2023

[24] Deutscher Bundestag: Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Hubertus Zdebel, Dr. Gesine Lötzsch, Doris Achelwilm, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Frische und verunreinigte Brennelemente aus Atomkraftwerken, Drucksache 19/612, 02.02.2018

[25] Energiewerke Baden-Württemberg: EnBW hat sämtliche Brennelemente des Kernkraftwerks Philippsburg in das Standort-Zwischenlager überführt. Pressemitteilung 06.04.2023

[26] Deutscher Bundestag: Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Sylvia Kotting-Uhl, Hans-Josef Fell, Bärbel Höhn, weiterer Abgeordneter und der Fraktion Bündnis 90 / Die Grünen: „Atommüll – Fragen zur Lagerung von schwach- und mittelradioaktiven Abfällen und diesbezüglichen Korrosionsproblemen (verrostete Atommüllfässer)“ Drucksache 17/9592, 09.05.2012

[27] Energiewerke Baden-Württemberg: Stilllegung und Abbau von Anlagenteilen des Kernkraftwerks Philippsburg Block 2 (KKP 2) – Sicherheitsbericht. Stand Januar 2018

[28] Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit: „Verzeichnis radioaktiver Abfälle – Bestand zum 31. Dezember 2022 und Prognose“, November 2023

[93] Deutscher Bundestag: Antwort auf die schriftliche Anfrage der Abgeordneten Sylvia Kotting-Uhl, Drucksache 16/12182, 06.03.2012, Frage 91

[30] Deutscher Bundestag: Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Hubertus Zdebel, Victor Perli, Lorenz Gösta Beutin, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Kosten und Verteilung schwach- und mittelradioaktiver Abfälle in den Zwischenlager der Bundesgesellschaft für Zwischenlagerung mbH, Drucksache 19/32620, 29.09.2021