Anlage |
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Name der Anlage: | Heiße Zellen Geesthacht |
Bundesland: | Schleswig-Holstein |
Betreiber: | Helmholtz-Zentrum hereon [1] Bis 31.03.2021: Helmholtz-Zentrum Geesthacht – Zentrum für Materialforschung und Küstenforschung GmbH (HZG) Bis 31.10.2020 GKSS – Forschungszentrum Geesthacht GmbH Gegründet 1956 als GKSS – Gesellschaft für Kernenergieverwertung in Schiffbau und Schifffahrt GmbH (bis 1979) |
Gesellschafter: | 90% Bund, 10% teilen sich Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Hamburg, Brandenburg |
Genehmigungs- und Aufsichtsbehörde: | Ministerium für Energiewende, Klimaschutz, Umwelt und Natur (MEKUN) |
Inbetriebnahme: | 1958: Inbetriebnahme einer Betonzelle als Teil des FRG-1 zur Handhabung radioaktiven Materials 1967: Zusätzlich Inbetriebnahme eines neuen Traktes mit Heißen Zellen Insgesamt 3 Betonzellen und 9 Bleizellen [2] |
Militärische Forschung: | Es steht seit vielen Jahren der Verdacht im Raum, dass bei der GKSS auch geheime Experimente für die Entwicklung von Atomwaffen durchgeführt worden sind. Zu den Gründern des Forschungszentrums gehören Kurt Diebner und Erich Bagge, die bereits im Nationalsozialismus an der Entwicklung der Atombombe gearbeitet haben. Bundeskanzler Adenauer machte gemeinsam mit seinem Bundesminister für Atomfragen Franz-Josef Strauß keinen Hehl aus seinem Wunsch, Atomwaffen zu besitzen. [3] Das Forschungszentrum forschte auch im Auftrag der Rüstungsindustrie und der Bundeswehr. Auftraggeber u.a. MTU München, Rheinmetall, Rohde & Schwarz, HDW Kiel und das durch seine U-Boot-Entwürfe bekannte Ingenieurkontor Lübeck (IKL), Bundeswehruniversitäten, Wehrwissenschaftliche Dienststelle der Bundeswehr [4] |
Informelle Beteiligungsmaßnahmen: | Das HZG hat zur Vorbereitung des Stilllegungsantrages eine Begleitgruppe eingerichtet. Mitglieder sind Geesthachter Bürgerinnen und Bürger, KommunalpolitikerInnen, die Elterninitiative Geesthacht sowie Vertreterinnen und Vertreter von Umweltorganisationen. Nach der Einreichung des Stilllegungsantrages bei der atomrechtlichen Aufsichtsbehörde in Kiel wurden von Seiten der Behörde externe Gutachter hinzugezogen und ebenfalls die Öffentlichkeit beteiligt. Die vom HZG freiwillig initiierte Veranstaltungsreihe „HZG im Dialog“ wird auch nach der Antragseinreichung und trotz der formellen Öffentlichkeitsbeteiligung durch die Behörden fortgeführt. Der Begleitprozess wird von den Beteiligten im Gegensatz zu vergleichbaren Begleitprozessen an anderen Standorten positiv bewertet. Konflikte gab es mit der Aufsichtsbehörde, die die Veröffentlichung von Unterlagen über das rechtlich vorgeschriebene Mindestmaß hinaus verhindern wollte. [5] |
Besondere Gefahren: | Am 12. September 1986 soll es einen Unfall gegeben haben, bei dem Mikrokügelchen mit hochangereichertem Uran freigesetzt worden sind. Die Unterlagen zu dem Brand wurden bei einem Feuer in der Feuerwehrzentrale am 1.9.1991 alle vernichtet. In der Umgebung wurden später sogenannte PAC-Kügelchen gefunden, die laut kritischen WissenschaftlerInnen Kernbrennstoff enthalten. [6] Sollte dieser Verdacht begründet sein, hat dies Auswirkungen auf das Radioaktivitätsinventar der Anlage sowie der ASSE II. Behörden und GKSS weisen solche Vorwürfe zurück. [7] |
Stilllegung | |
Stilllegung: | 21.03.2013: Antrag nach §7 Abs. 3 AtG auf vollständigen Rückbau [8] weitere Unterlagen des Betreibers 21.03.2017: Erörterungstermin |
Rückbau: | Laut Rahmenablaufplan soll der Rückbau der Heißen Zellen nach der Genehmigung 7 Jahre dauern [9] |
Abfälle |
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Hochradioaktive Abfälle: | Beryllium-Metallblöcke, Beryllium-Metallreflektoren, aktivierter Edelstahl, Absorberschilder, Bestrahlungseinrichtungen, aktivierter Betriebsabfall. Der hochradioaktive Abfall soll in Gussbehälter bzw. MOSIAK-Behälter verpackt und innerhalb der "neuen" Transportbereitstellungshalle separiert aufbewahrt werden. [10] Bisher ist unklar, was mit dem Beryllium weiterhin geschehen soll. "Aufgrund des hohen Radionuklidinventars (Insbesondere Tritium, C-14 und Cobal-60 sowie weitere Radionuklide), gibt es derzeit keinen geeigneten Entsorgungspfad für bestrahltes Beryllium (Be). [...] Aufgrund der wasserrechtlichen Bestimmungen ist für das Endlager Konrad die maximal einlagerbare Masse an Beryllium auf 24,5 kg begrenzt. Zudem sind die hohen Tritium-Inventare in bestrahltem Beryllium in Bezug auf die Einhaltung der Garantiewerte für metallische Abfälle in Konrad kritisch" Die gesamte Masse an bestrahltem Nuklearberyllium in Deutschland beträgtaber 2.975 kg. [11] Nun wird daran geforscht, wie man die Beschränkungen in der Genehmigung für Schacht KONRAD umgehen könnte. In einem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Verbundvorhaben "Konzeptstudie zur Entsorgung von aktiviertem Beryllium aus Forschungsreaktoren (KONEKT) haben das Helmholtz-Zentrum Berlin und das Forschungszentrum Jülich (beides Verursacher von bestrahltem Beryllium) Mengen und mögliche Entsorgungspfade untersucht mit dem Ziel, das Beryllium doch in Schacht KONRAD einlagern zu können. Ergebnis der beiden Kernforschungsinstitute: Nach deren Klärung - hofft man - sei die Einlagerung in KONRAD möglich. [11] |
Schwach- und mittelradioaktive Abfälle: | Lagerung in der Bereitstellunghalle und der Sammelstelle. Für die Lagerung Rückbauabfälle ist der Umbau der Versuchshalle in ein Zwischenlager (Transportbereitstellungshalle) geplant. [10] |
Prognostiziertes Volumen an radioaktiven Abfällen am Standort: | Ca. 412 t Ca. 54.700 t Material (Bauschutt, Metalle, Kunststoffe, etc.) sollen freigemessen werden. [10] |
Verbringung der Abfälle: |
06.04.1970: GSF an Oberbergamt „… Soweit wir unterrichtet sind, sind in der Sammelstelle (Geesthacht) große Mengen Radium-Abfälle der Fa. Buchler gelagert, die bereits vor mehreren Jahren eine erhebliche Kontamination hervorgerufen haben. Wir glauben nicht, dass die Asse der geeignete Lagerort für diese radioaktiven Abfälle sein wird…“ (siehe auch das Kapitel zu Leese). |
Transporte |
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zur Anlage: | keine |
von der Anlage: | Radioaktive Abfälle zur externen Konditionierung |
Gleisanschluss: | Nicht vorhanden |
Adressen |
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Betreiber: | Helmholtz-Zentrum hereon GmbH |
Behörden: | Ministerium für Energiewende, Klimaschutz, Umwelt und Natur (MEKUN) |
KritikerInnen: | BI gegen Leukämie in der Elbmarsch Lüneburger Aktionsbündnis gegen Atom (LagA) |
Quellen[2] GKSS-Forschungszentrum Geesthacht GmbH: 50 Jahre GKSS, Hamburg 2006 [6] Gabriele Goettle: Ein kriminalistische Lehrstück, taz 28.10.2013 [12] Helmholtz Zentrum München, PG Jülich: AG Asse Inventar – Abschlussbericht, 31.08.2010 |