SZL Brokdorf

Name: Brennelemente-Zwischenlager Brokdorf (BZF)

Art der Anlage: Zwischenlager für abgebrannte Brennelemente

Status der Anlage: in Betrieb

Bundesland: Schleswig-Holstein

Betreiber: BGZ Gesellschaft für Zwischenlagerung mbH

Foto: Christopher Mick, BGZ

Anlage

 

Name der Anlage:

Brennelemente-Zwischenlager Brokdorf (BZF
Vor der Umbenennung durch die BGZ: Standort-Zwischenlager (SZL) Brokdorf

(Wir haben wegen bestehender Verlinkungen den alten Titel des Datenblatts beibehalten)

Bundesland:

Schleswig-Holstein

Betreiber:

BGZ Gesellschaft für Zwischenlagerung mbH

Infolge des Entsorgungsübergangsgesetzes vom 27.01.2017 wurde das Zwischenlager inklusive der Abfallbehälter am 01.01.2019 auf die BGZ Gesellschaft für Zwischenlagerung mbH übertragen. [1] Die BGZ ist ein privatwirtschaftlich geführtes Unternehmen, das zu 100 % im Besitz des Bundes ist.

Bis 31.12.2018: PreussenElektra GmbH

Bauweise:

Hallenbau STEAG-Konzept: Wandstärke ca.1,2 m, Deckenstärke ca. 1,3 m, einschiffiges Gebäude

Inbetriebnahme:

05.03.2007: Einlagerung des ersten CASTOR®-Behälters

Genehmigungs-behörde:

Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE)

30.06.2016: Übergang der Zuständigkeit vom Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) auf das Bundesamt für kerntechnische Entsorgungssicherheit (BfE), seit 1.1.2020: Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE)

Aufsichtsbehörde:

Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur und Digitalisierung (MELUND)

Genehmigung: [2]

Genehmigung vom 28.11.2003 durch das BfS nach §6 AtG:

  • Uran-Brennelemente, Hochabbrand-Brennelemente, ERU-Brennelemente
    (3. ÄG) und MOX-Brennelemente des Typs aus dem AKW Brokdorf
  • max. 1.000 t SM
  • max. 5,5 x 1019 Bq Aktivität
  • max. 3,75 MW Wärmeleistung
  • Befristung: 04.03.2047 (40 Jahre, Einlagerungsbeginn 05.03.2007)

Lagerung in CASTOR® V/19 Behältern, max. 19 BE pro CASTOR®:

  • 100 Stellplätze
  • Gesamtinventar pro Behälter maximal 1,9 x 1018 Bq (ursprüngliche Genehmigung: 5,5 x 1017 Bq)
  • max. 39 kW Wärmeleistung pro Behälter
  • Befristung: 40 Jahre ab Beladung

Sonstige Genehmigungen:

  • Umgang mit sonstigen radioaktiven Stoffen, die im Standortzwischenlager bei Prüfungen und Wartungen verwendet werden oder als betriebliche Abfälle anfallen
  • Abstellen leerer, innen kontaminierter CASTOR® V/19, max. 7,4 x 1012 Bq pro Behälter, die für die Beladung vorgesehen sind
  • Umgang mit den beantragten umschlossenen radioaktiven Stoffen in Form von Prüfstrahlern für Mess- und Kalibrierzwecke
  • Abgabe der betrieblichen, radioaktiven Abfälle einschließlich der Gasproben

Änderungen und
Ergänzungen:
[2]

1. Änderungsgenehmigung vom 24.05.2007: Erhöhung der möglichen Restfeuchte

2. Änderungsgenehmigung vom 19.07.2012: Aufrüstung Krananlage

3. Änderungsgenehmigung vom 29.08.2012:

  • Erweiterung auf CASTOR® V/19 ab den Seriennummern 167 SGK und 568 GP;
    Erweiterung auf die Einlagerung von ERU-Brennelementen
  • Erhöhung der maximalen Gesamtaktivität eines Behälters auf 1,9 x 1018 Bq

Alle Änderungen wurden ohne Öffentlichkeitsbeteiligung durch das BfS erteilt.

Aktuell beantragte Änderungen:

  • Verwendung Behälter TN24E
  • Baulicher Schutz gegen Einwirkung Dritter (SEWD)
  • Aufbewahrung von Köchern mit Sonderbrennstäben in Behältern der Bauart CASTOR® V/19
  • Zusätzliche Beladevarianten für den Transport- und Lagerbehälter CASTOR® V/19
  • Aufbewahrung von verfestigten hochradioaktiven Abfällen aus der Wiederaufarbeitung in Behältern der Bauart CastorHAW28M

Besondere Gefahren:

Das SZL Brokdorf ist baugleich mit dem SZL Brunsbüttel

Am 20.06.2013 erklärte das Oberverwaltungsgericht Schleswig die Betriebsgenehmigung für das SZL Brunsbüttel für nicht rechtens, da die Risiken für den Fall eines gezielten Terrorangriffs mit Flugzeugen und eines Angriffs mit speziellen Waffen nicht im erforderlichen Umfang berücksichtigt worden seien. [3]

Es gibt keine Reparaturmöglichkeit undichter CASTOR-Behälter im SZL. Mit Rückbau des Brennelementlagerbeckens entfällt die Möglichkeit, undichte Castoren im AKW zu entladen und zu reparieren bzw. auszutauschen.

Die Behälter HAW28M mit den Glaskokillen aus Sellafield dürfen nicht unter Wasser repariert werden. Ohne Heiße Zelle kann auf einen undichten Primärdeckel nur ein Fügedeckel aufgeschweißt werden. Dann dürfen diese Behälter aber nicht mehr transportiert werden. [4]

Meldepflichtige Ereignisse:

6 (Stand 31.12.2020) [5]

16.06.2007: Ausfall einer Überwachungsbaugruppe im Behälterüberwachungssystem

13.12.2007: Messgerät zur Überwachung der Neutronendosis ausgefallen

03.03.2008: Versehentliches Öffnen einer Zwischentür

09.11.2009: Ausfall einer Kühlwasserheizung am Notstromdiesel

22.02.2012: Ausfall der Brandmeldeanlage

12.11.2020: Schließsystem eines Castor-Behälters mit meldepflichtiger Abweichung

Stilllegung

 

Betrieb befristet: [2]

Bis 04.03.2047 (40 Jahre nach Einlagerungsbeginn)

Abfälle

 

Inventar:

Bestrahlte Brennelemente aus dem AKW Brokdorf

31.12.2021: 35 CASTOR®-Behälter eingelagert. [6]

Zusätzlich werden noch 41 Behälter-Stellplätze für die Entladung des AKW Brokdorf und 7 für Behälter mit Abfällen aus der Wiederaufarbeitung im Ausland benötigt, so dass 17 Stellplätze frei bleiben. [7]

CASTOREN aus Sellafield (GB):

Laut Konzept des Bundesumweltministeriums vom 19.06.2015 sollen am SZL Brokdorf bis zu 7 Behälter mit verglasten hochradioaktiven Abfällen aus der Wiederaufarbeitung in Großbritannien gelagert werden. Das Konzept sieht diverse Abstriche bei der Sicherheit, eine erhebliche Beschleunigung der Genehmigungsverfahren und eine Aushebelung der Öffentlichkeitsbeteiligung vor. [8]

29.09.2017: Antrag auf Einlagerungsgenehmigung der Castor HAW28M

Den politischen Vorgaben folgend hat das BfE für das SZL Biblis und das SZL Philippsburg entschieden, dass von der Einlagerung der Castoren des Typs HAW28M keine erheblichen nachteiligen Umweltauswirkungen ausgehen würden, das Verfahren nicht UVP-pflichtig sei und damit auch keine Öffentlichkeitsbeteiligung stattfinden müsse. Für das SZL Brokdorf ist eine gleichlautende Entscheidung zu erwarten.  

Der Transport ist in das SZL Brokdorf für 2023 / 2024 angekündigt. [9]

Gleisanschluss:

Vorhanden

Adressen

 

Betreiber:

BGZ Gesellschaft für Zwischenlagerung mbH
Frohnhauser Straße 67
45127 Essen
Telefon 0201 2796-0
info@bgz.de, www.bgz.de

Behörden:

Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE)
Wegelystraße 8, 10623 Berlin
Telefon +49 (0)3018 767676 5000
info@base.bund.de, www.base.bund.de

Ministerium für Energiewende, Klimaschutz, Umwelt und Natur (MEKUN)
Mercatorstraße 3, 24106 Kiel
Tel.: 0431 988-0, Fax: 0431 988-7239
internetredaktion(at)mekun.landsh.de
www.schleswig-holstein.de

KritikerInnen:

 

Brokdorf akut, c/o Karsten Hinrichsen
Dorfstraße 15, 25576 Brokdorf
info(at)brokdorf-akut.de, www.brokdorf-akut.de

Anti-Atom-Initiative im Kreis Pinneberg
antiatompinneberg@googlemail.com,
www.anti-atom-initiative.de

Kieler Initiative gegen Atomanlagen
Friedenswerkstatt Kiel, Exerzierplatz 19, 24103 Kiel,
http://www.bi-kiel.blogspot.de/

Quellen

[1] Gesetz zur Regelung des Übergangs der Finanzierungs- und Handlungspflichten für die Entsorgung radioaktiver Abfälle der Betreiber von Kernkraftwerken (Entsorgungsübergangsgesetz - EntsorgÜbG), 27.01.2017

[2] base.bund.de: Standort-Zwischenlager Brokdorf (Schleswig-Holstein)

[3] Oberverwaltungsgericht für das Land Schleswig-Holstein: „Drittanfechtung einer Genehmigung für atomares Zwischenlager; Schutz vor Störmaßnahmen, hier: Terrorszenarien eines gelenkten Flugzeugabsturzes sowie eines Angriffs mit panzerbrechenden Waffen“, Urteil 4 KS 3/08

[4] Neumann, Wolfgang: Heiße Zellen für die Zwischenlagerung von Abfällen aus der Wiederaufarbeitung und bestrahlte Brennelemente, Kommission Lagerung hoch radioaktiver Abfälle, K-Drs 109, 10.06.2015

[5] base.bund.de: Anlagen zur Kernbrennstoffver- und -entsorgung in Deutschland: Meldepflichtige Ereignisse seit Inbetriebnahme

[6] bgz.de: Das Brennelemente-Zwischenlager Brokdorf, abgerufen am 07.04.2022

[7] base.bund.de: Dezentrale Zwischenlager: Standorte und Belegung

[8]  Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit: Gesamtkonzept zur Rückführung von verglasten radioaktiven Abfällen aus der Wiederaufarbeitung, vom 19.06.2015

[9] ndr.de: Castoren kommen 2023 auch nach Brokdorf, 09.05.2019