TBL Ahaus

Name: Brennelemente-Zwischenlager Ahaus

Art der Anlage: Zwischenlager HAW

Status der Anlage: in Betrieb

Bundesland: Nordrhein-Westfalen

Betreiber: BGZ Gesellschaft für Zwischenlagerung mbH

Foto: Wikipedia

Anlage

 

Name der Anlage:

Brennelemente-Zwischenlager Ahaus (BZA)
Vor der Umbenennung durch die BGZ: Transportbehälterlager (TBL) Ahaus
(Wir haben wegen bestehender Verlinkungen den alten Titel des Datenblatts beibehalten)

Bundesland:

Nordrhein-Westfalen

Betreiber:

seit 01.08.2017: BGZ Gesellschaft für Zwischenlagerung mbH; infolge des Entsorgungsübergangsgesetzes vom 27.01.2017 wurde das Zwischenlager inklusive der Abfallbehälter am 01.08.2017 auf die neu gegründete BGZ übertragen. [1]

Bis 31.07.2017: Gesellschaft für Nuklearservice GNS.

Eigentümer der BGZ:

100 % Bundesrepublik Deutschland (Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit)

Bauweise:

WTI/GNS-Konzept: zweischiffiges Gebäude, bestehend aus zwei durch eine Zwischenwand abgetrennte Hallen. Die Wandstärken betragen im Gegensatz zu neueren Hallen teilweise nur 40 – 50 cm. [2]

Antrag:

1978: Antrag nach § 6 AtG für ein Brennelement-Zwischenlager (Nasslager)

1979: Änderungsantrag für ein Brennelement-Transportbehälterlager (Trockenlager) [3] 

Errichtung:

1984 – 1989

Inbetriebnahme:

25.06.1992: Beginn der Einlagerung; CASTOR® THTR/AVR aus dem THTR Hamm-Uentrop

21.07.2010: Beginn der Einlagerung von schwach- und mittelradioaktiven Abfällen, siehe Abfall-Zwischenlager Ahaus AZA [4] 

Genehmigungs-behörde:

Genehmigungsbehörde für Lagerbereich II (HAW): Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BaSE)

Aufsichtsbehörde:

Ministerium für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie Nordrhein-Westfalen (MWIKE)

Genehmigung: [5]


 

Genehmigung vom 10.04.1987 nach § 6 AtG

Lagerbereich II (östlicher Teil): Lagerung bestrahlter Brennelemente

Neufassung der Aufbewahrungsgenehmigung vom 07.11.1997: Erhöhung der Masse tSM, Erweiterung der Behältertypen 

  • 370 Stellplätze plus 50 Stellplätze für 305 CASTOR® THTR/AVR
  • max. 3.960 t SM
  • max. 2 x 1020 Bq (ursprünglich 7,5 x 1018 Bq)

Änderungen und Ergänzungen: [5] 

1. Änderungsgenehmigung vom 17.05.2000:

  • ERU-Brennelemente 
  • Uran-Brennelemente mit erhöhter Schwermetallmasse und Anfangsanreicherung
  • MOX-Brennelemente (Mischoxid-Brennelemente) mit erhöhter Schwermetallmasse und mit einem erhöhten Gehalt an spaltbarem Plutonium in CASTOR® V/19 SN 06.

2. Änderungsgenehmigung vom 24.04.2001: Änderung Wärmeleistung, technische Annahmebedingungen

3. Änderungsgenehmigung vom 30.03.2004: Zulassung 18 Behälter der Bauart CASTOR® MTR2 mit Brennelementen aus Rossendorf

4. Änderungsgenehmigung vom 04.07.2008: Die Lüftungsöffnungen der gesamten Lagerhalle dürfen bis max. 75 kW Gesamtwärmeleistung geschlossen bleiben

5. Änderungsgenehmigung vom 22.12.2008: Änderung der Sicherungseinrichtungen

6. Änderungsgenehmigung vom 26.05.2010: Änderungen im Zusammenhang mit der Nutzung der Halle I für schwach- und mittelaktiven Müll (Lagerhallenkran, Lagerbehälterüberwachungssystem)

7. Änderungsgenehmigung vom 08.02.2016: Baulicher Schutz gegen Störmaßnahmen oder sonstige Einwirkungen Dritter (SEWD) [6]

8. Änderungsgenehmigung vom 21.07.2016: Aufbewahrung von 152 Transport- und Lagerbehältern der Bauart CASTOR® THTR/AVR mit Kernbrennstoffen in Form von bestrahlten kugelförmigen Brennelementen und Betriebselementen aus dem ehemaligen Betrieb des Versuchsreaktors der Arbeitsgemeinschaft Versuchsreaktor Jülich (AVR-Inventar) [7] 

9. Änderungsgenehmigung vom 01.08.2017: Wechsel der Eigentümerin von der GNS zur BGZ [8]

Alle Änderungen wurden ohne Umweltverträglichkeitsprüfung und ohne Öffentilchkeitsbeteiligung erteilt.

Aktuell beantragte Änderungen:

  • 2./3.04.2013: Antrag auf Austausch des vorhandenen Lagerhallenkrans
  • 20.12.2006: Antrag auf Aufbewahrung von hochdruckkompaktierten radioaktiven Abfällen in TGC36 für Abfälle aus der Wiederaufarbeitung in La Hague (F). Der Beginn der Transporte aus Frankreich wird derzeit für 2025 erwartet.
  • 30.09.2014: Antrag auf Aufbewahrung der Brennelemente aus dem Forschungsreaktor FRM II, ca. 21 Behälter der neuen Bauart CASTOR® MTR3 im Lagerbereich II.

Besondere Gefahren:

Das Lager entspricht dem WTI-Konzept der süddeutschen Standort-Zwischenlager. Allerdings sind die Wände noch 20 – 35 cm dünner. Beim WTI-Konzept kann ein gezielter Flugzeugangriff zu größeren Schäden mit einem Einsturz von Wänden und Dach führen, das Deckelsystem einzelner Behälter kann direkt getroffen werden. [9]

Bereits 1999 wurden Korrosionsschäden an den THTR-Castor-Behältern entdeckt. [10]

Die Brennelemente aus dem THTR Hamm-Uentrop weisen einen kürzeren Abbrand als geplant auf, was zu einem Proliferationsrisiko führt. „Das Uraninventar der THTR-Castoren würde für 5 bis 12 relativ einfach zu bauende Atombomben des Hiroshima-Typs ausreichen.“ [11] 

Die Brennelemente aus dem Forschungsreaktor FRM II, die ab 2023 zum BZA transportiert werden sollen, bestehen aus hoch angereichertem, waffenfähigem Uran.

Meldepflichtige Ereignisse:

15 (Stand 31.12.2021) [12]

Kosten:

Baukosten: ca. 100 Mio. DM

Ausgleichszahlungen an die Stadt Ahaus für die Zustimmung des Kommunalparlaments:

  • Für den Bau des Zwischenlagers ca. 49 Mio. DM vom Land NRW
  • Für den nicht realisierten Bau der zweiten Lagerhalle hatte die BZA der Kommune 160 Mio. DM in 20 Jahresraten ab Baubeginn versprochen. Die Mehrheit im Rathaus stimmte für den Bau. [13] 

Stilllegung

 

Befristung:

Genehmigung für das TBL befristet bis 31.12.2036 [14] 

Abfälle

 

Brennelemente: [14]

Im Lagerbereich II, Stand 31.12.2017:

  • Einlagerung 1992-1995: 305 Behälter mit 617.606 Brennelement-Kugeln (7 t SM) CASTOR® THTR/AVR (wegen ihrer Stapelbarkeit auf 50 Stellplätzen) aus dem THTR Hamm-Uentrop
  • Einlagerung März 1998: 3 Behälter CASTOR® V/19 und 1 Behälter CASTOR® V/19 SN 06 (gesamt 29 t SM) aus dem AKW Neckarwestheim 2
  • Einlagerung März 1998: 3 Behälter 156 Brennelemente (26 t SM) CASTOR® V/52 aus dem AKW Gundremmingen C
  • Einlagerung Mai/Juni 2005: 18 Behälter mit 951 Brennelementen (2,3 t SM) CASTOR® MTR2 aus dem Forschungsreaktor Rossendorf, die ursprünglich nach Russland zurück transportiert werden sollten. Das BMU hatte den Rücktransport am 06.12.2010 abgesagt, da eine schadlose Verwertung in Majak (Russland) nicht möglich wäre. [15] Lagerkosten 2005 – 2014 3,5 Mio. €; 2014 – 2036 ca. 5,1 Mio. €; bezahlt vom Freistaat Sachsen. [16] Am 08.09.2021 unterzeichneten der Bund und der Freistaat Sachsen einen Vertrag mit dem der Bund die Rossendorfer Brennelemente für eine Gegenleistung des Freistaates Sachsen von 30 Mio. Euro übernimmt und für alle weiteren Kosten aufkommt. [17]

Geplante Einlagerungen:

In das Zwischenlager Ahaus sind noch mehrere Einlagerungen von hochradioaktiven Abfällen geplant.

Überführung der AVR-Brennelemente aus Jülich nach Ahaus: Die Aufbewahrungsgenehmigung ist erteilt [5], die Transportgenehmigung noch nicht. 
30.11.2022: Die Regierungskoalition aus SPD, Grünen und FDP beschloß im Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages, aus Kostengründen die Option der Umlagerung der Behälter in das Zwischenlager Ahaus zu verfolgen. Nur wenn das Land NRW die Kosten für einen Neubau eines Zwischenlagers am Standort Jülich trägt, können die Brennelemente auch vor Ort bleiben. [18] 2023 fanden bereits Testfahrten von Jülich nach Ahaus stattt. Eine Genehmigung der Transporte durch die Landesregierung NRW steht aber noch aus. [19] Die Stadt Ahaus hat die Aufbewahrungsgenehmigung beklagt und angekündigt, auch die Transportgenehmigung zu beklagen.

Ab 2023: Brennelemente aus dem Forschungsreaktor FRM II [20] Für die derzeit (Stand: März 2022) 47 Brennelemente in Garching werden 10 Behälter benötigt. [21] Am 17.01.2019 wurde die verkehrsrechtliche Genehmigung für die CASTOR MTR3-Behälter der Gesellschaft für Nuklearservice (GNS) erteilt. [22] 30.09.2014: Wiederaufnahme des atomrechtlichen Genehmigungsverfahrens, Beantragung der Änderungsgenehmigung. Eine Einlagerungsgenehmigung für die FRM II-Brennelemente im BZA ist noch nicht erteilt.[5]

Rücknahme von Wiederaufarbeitungsabfällen: Eigentlich sollten 150 Behälter mit hochdruckkompaktierten Abfällen (BE-Strukturteile) aus der Wiederaufarbeitung von Brennelementen in La Hague (F) nach Ahaus gebracht werden. 2021 schloss die Bundesregierung mit der COGEMA einen Vertrag: Statt der gepanten Rückführung von 157 Behälter mit mittelradioaktiven Abfällen aus der Wiederaufarbeitung werden 30 leere, innen kontaminierte Transportbehälter nach Ahaus gebracht, was dem selben radioaktiven Inventar entspricht. [23]

Transporte

 

zur Anlage:

Brennelemente aus Forschungsreaktoren und dem AVR, leere innenkontaminierte Castor-Behälter

Von der Anlage:

Derzeit keine

Gleisanschluss:

Vorhanden

Adressen

 

Betreiber:

BGZ Gesellschaft für Zwischenlagerung mbH
Frohnhauser Straße 67
45127 Essen
Telefon 0201 2796-0
Webseite: https://bgz.de E-Mail: info@bgz.de

Behörden:

Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE)
Wegelystraße 8, 10623 Berlin
Telefon +49 (0)3018 767676 5000
www.base.bund.de, info@base.bund.de

Ministerium für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie Nordrhein-Westfalen (MWIKE)
Berger Allee 25, 40213 Düsseldorf
Tel.: 0211 61772-0, Fax: 0211 61772-777
poststelle(at)mwike.nrw.de, www.wirtschaft.nrw

KritikerInnen:

BI Kein Atommüll in Ahaus e.V.
Bahnhofstr. 27,  48683 Ahaus
Postanschrift: Postfach 1165, 48661 Ahaus
Tel.: 02561 / 961791, mail(at)bi-ahaus.de, www.bi-ahaus.de

SOFA Münster, www.sofa-ms.de

Aktionsbündnis Stop Westcastor, www.westcastor.de

Quellen

[1] bgz.de: Neue Zwischenlagergesellschaft in Essen gestartet, Presseerklärung 30.07.2017

[2] bi-ahaus.de: Hintergrundinformationen zur Sicherheit der Zwischenlager für Atommüll, 21.02.2004

[3] GNS: „Das Zwischenlager Ahaus“, 3/2015

[4] gns.de: Ahaus: Verlängerung der Zwischenlagerung von schwach- und mittelradioaktiven Abfällen, 03.12.2014

[5] base.de: Zentrales Zwischenlager Ahaus

[6] Bundesamt für Strahlenschutz: „Regelungsgehalt der Aufbewahrungsgenehmigung vom 07.11.1997 in der Fassung der 7. Änderungsgenehmigung vom 08.02.2016 für das Transportbehälterlager Ahaus“

[7] Bundesamt für Strahlenschutz: „Regelungsgehalt der Aufbewahrungsgenehmigung vom 07.11.1997 in der Fassung der 8. Änderungsgenehmigung vom 21.07.2016 für das Transportbehälterlager Ahaus“

[8] Bundesamt für Strahlenschutz: „Regelungsgehalt der Aufbewahrungsgenehmigung vom 07.11.1997 in der Fassung der 9. Änderungsgenehmigung vom 01.08.2017 für das Transportbehälterlager Ahaus“

[9] Bundesamt für Strahlenschutz „Auswirkungen von gezielten Flugzeugabstürzen auf Zwischenlager für Kernbrennstoffe“, 25.02.2010 (Version auf archive.org)

[10] Landtag Nordrhein-Westfalen, Antwort auf die Kleine Anfrage (Grüne): „Lack- und Rostschäden an Castorbehältern in Ahaus“, Drucksache 12/4569, 16.12.1999

[11] umweltfairaendern.de: Atomwaffen aus Atommüll? Proliferationsrisiken und der Atommüll aus dem AVR Jülich und dem THTR Hamm-Uentrop, 22.09.2014

[12] base.de: Anlagen zur Kernbrennstoffver- und -entsorgung in Deutschland: Meldepflichtige Ereignisse seit Inbetriebnahme

[13] „Gorlebens friedlicher Zwilling - Wo Castor willkommen ist: Ahaus läßt sich sein Zwischenlager für Atommüll teuer bezahlen“ Die Welt, 26.06.1996

[14] Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit: „Verzeichnis radioaktiver Abfälle – Bestand zum 31. Dezember 2019 und Prognose“, Januar 2021

[15] Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit: „Keine Zustimmung zum Transport bestrahlter Forschungsreaktor-Brennelemente nach Russland“, Pressemitteilung Nr. 190/10 | Berlin, 06.12.2010

[16] „Atommüll – Bund soll Sachsen von Millionenkosten für Rossendorfer Brennstäbe entlasten“, dnn.de (Dresdener neueste Nachrichten), 25.03.2017

[17] VKTA: Die Rossendorfer Brennelemente - Vertragsschluss zur Beendigung der Verantwortung, Mai 2022

[18] Deutscher Bundestag: Antrag der Arbeitsgruppen Haushalt der Fraktion SPD, der Fraktion Bündnis 90 / Die Grünen, der Fraktion FDP vom 29.11.2022 . 37. Sitzung des Haushaltsausschusses am 30.11.2022: Beschluss des Haushaltsausschusses zu TOP 39

[19] Jülicher Castoren-Probelauf noch in dieser Woche - Genehmigung Ende des Jahres? Aachener Zeitung 26.06.2023

[20] bgz.de: Aufbewahrung von Forschungsreaktor-Brennelementen im Zwischenlager Ahaus, abgerufen 27.02.2023

[21] Hans-Meier-Leibniz Zentrum: Entsorgung der Brennelemente: FAQ, abgerufen 27.02.2023

[22] gns.de, 24.01.2019: CASTOR® MTR3 erhält verkehrsrechtliche Zulassung

[23] Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung: Rücknahme und Rücktransport radioaktiver Abfälle aus der Wiederaufarbeitung. Stand 10.11.2021.